Portugiesen und Spanier

Hola und olá Dortmund

Am 29. März 1960 wurde ein Abkommen zwischen Spanien und der Bundesrepublik Deutschland mit dem Zweck der Anwerbung spanischer Arbeitskräfte geschlossen. Knapp vier Jahre später, am 17. März 1964, zog Portugal nach und am 10. September 1964 wurde der Portugiese Armando Rodrigues de Sá am Bahnhof Köln-Deutz als millionster Gastarbeiter begrüßt. Als Begrüßungsgeschenk bekam er ein Mofa.

In der BRD herrschte ein Mangel an Arbeitern. In Spanien war es die lange versuchte Unabhängigkeit als Landwirtschaftsstaat unter Diktator Francisco Franco, die unter anderem zu einer massenhaften Verarmung der Landbevölkerung führte. Portugal hatte ähnliche Probleme. Das Land verarmte unter dem Regime Salazars, dem sogenannten Estado Novo, zunehmend. Dies waren bedeutenden Faktoren für viele Spanier und Portugiesen, nach Deutschland zu emigrieren, um Armut und Rückständigkeit zu entfliehen.

Bis zu 525.000 Menschen kamen seit 1960 von der iberischen Halbinsel nach Deutschland. Auf Seiten Portugals suchten jedoch weniger Portugiesen das Glück in der BRD, als von der Salazar-Diktatur erhofft. Viele Portugiesen kamen auch auf illegalem Wege nach Deutschland.

Die Gastarbeiter wurden in Unterkünften untergebracht, die keinen Raum für Privatsphäre ließen: In der Regel waren dies Mehrbettzimmer, von deren Größe etwa 4 m2 pro Person verfügbar sein sollten. In der Realität wurden diese Vorgaben jedoch mehrheitlich unterschritten. Darüber hinaus wurden oft Wucherpreise für die meist spärlichen Behausungen verlangt.

Nicht nur die Wohnsituation war eine harte Probe für die Gastarbeiter – auch ihr Heimweh, die Sehnsucht nach ihrer Familie, Sprachprobleme und auch Ablehnung aus der Bevölkerung machten ihnen zu schaffen.
1973 verhängte die BRD einen Anwerbestopp. Der Nachzug von Familien war bis 1979 möglich.

Ende 2013 lebten über 37.000 Portugies*innen in Nordrhein-Westfalen, davon ca. 1.900 in Dortmund. Das Gemeindezentrum der Katholischen Portugiesischen Mission, das seit 1971 existiert, befindet sich heute bei der St.-Antonius-Kirche in der Holsteiner Straße. Seit diesem Zeitpunkt gibt es auch eine Folkloregruppe, die regelmäßig im Dietrich-Keuning-Haus auftritt. 2007 lebten ca. 108.000 Spanier in Deutschland. Die Kirche St. Suitbertus im Unionviertel an der Rheinischen Straße ist heute die Pfarrkirche der spanischsprachigen katholischen Gemeinde.


Quellen:
José Manuel Morales: Eine Migrations- und Überwindungsgeschichte: Die spanischen Gastarbeiter in Deutschland in den 1960er Jahren. In: RUB Europadialog, 2016. URL: rub-europadialog.eu/eine-migrations-und-ueberwindungsgeschichte-die-spanischen-gastarbeiter-in-deutschland-in-den-1960er-jahren

https://www.pv-mitte-südwest.de/kirchen-einrichtungen/st-suitbertus/geschichte-st-suitbertus (aufgerufen am 27.3.2020).

Pfeffer-Hoffmann, Christian (Hrsg.): Arbeitsmigration nach Deutschland. Analysen zur Neuen Arbeitsmigration aus Spanien vor dem Hintergrund der Migrationsprozesse seit 1960, Berlin 2014