Train of Hope

Marhaba Dortmund

2015 migrierten viele Menschen nach Europa, um hier eine sichere Bleibe zu finden. Sie flohen vor Krieg, Verfolgung oder Armut. Sie kamen aus Syrien, Afghanistan, dem Iran oder dem Irak, um nur einige Herkunftsländer zu nennen. Viele Geflüchtete kamen traumatisiert von Kriegen oder der Flucht und nicht immer wurden sie freundlich willkommen geheißen. Oft begegnete man ihnen mit Vorurteilen, Ablehnung oder offener Feindschaft. So nahmen auch die traurigen Fälle von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte, von Vandalismus bis zu Brandanschlägen, zu.

Ursprünglich, um sich Neonazis entgegenzustellen und/oder die Ankommenden willkommen zu heißen, fanden sich bei der Ankunft des ersten Zuges mit Geflüchteten am Dortmunder Hbf am 06. September 2015 zahlreiche Menschen zusammen. Spontan aus der Not heraus organisierten sie rasch Hilfe für die Geflüchteten, damit diese schnell mit dem Wichtigsten versorgt werden konnten. Daraus entstand bereits im Oktober desselben Jahres der Verein Train of Hope Dortmund e.V. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geflüchteten in allen Lebensbereichen zu unterstützen und eng mit diesen zusammenzuarbeiten. Der Name des Vereins spielt darauf an, dass 2015 die meisten Geflüchteten mit dem Zug nach Dortmund kamen.

Dortmund wurde zu einer sogenannten Drehscheibe, von der die Geflüchteten in verschiedene Aufnahmeeinrichtungen in ganz NRW verteilt wurden. Die Geflüchteten wurden nach ihrer Ankunft am Dortmunder Hauptbahnhof ins nahegelegene Dietrich-Keuning-Haus geleitet, das zum zentralen Organisationspunkt des Train of Hope geworden war. Von dort aus wurden die Menschen mit Bussen deutschlandweit in Erstaufnahmeeinrichtungen verteilt. Mit dem Know-how aus Dortmund wurden kurze Zeit später auch in Düsseldorf und Köln Drehscheiben organisiert. Im Vorfeld der Zugankünfte bestand auch schon reger Kontakt zu anderen Ehrenamtlichen nach Passau, wo Züge mit Geflüchteten von der Grenze zu Österreich in Richtung Dortmund starteten. Auf diese Weise konnten sich in Dortmund die Helfer*innen formieren, um für die Ankunft der meist mittellosen Geflüchteten vorbereitet zu sein.

Ängste und Unklarheiten begleiteten die Geflüchteten bei ihren Anfängen in Deutschland. Train of Hope Dortmund e.V. möchte langfristig wirken und helfen, ein neues Leben aufzubauen und eine schnelle Integration zu ermöglichen. Darüber hinaus setzt der Verein auf seine Empowerment-Strategie, bei der Geflüchtete ehrenamtlich andere Geflüchtete unterstützen.

Organisiert werden die Aktivitäten des Train of Hope in verschiedenen Arbeitskreisen und Gruppen: Es gibt Gruppen zur sprachlichen Unterstützung und Berufsorientierung, Musikprojekte, LBGTIQ-Gruppen, Frauen- und Männergruppen, Jugendgruppen und viele weitere. Dadurch wird es vielen Geflüchteten ermöglicht, am gesellschaftlichen Leben hierzulande teilzunehmen, es mitzugestalten und eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle zu finden. Auch Diskussionsveranstaltungen mit politischen Akteuren wie dem Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff oder Gregor Gysi gehören zum Programm des Train of Hope Dortmund e.V.

Die Dortmunder Nordstadt als Wohnsitz von Menschen mit vielen verschiedenen Migrationsgeschichten kommt Train of Hope besonders zugute. Durch die Fülle an gesprochenen Sprachen und der interkulturellen Kenntnisse konnte und kann dank zahlreicher ehrenamtlicher Dolmetscher*innen die Sprachbarriere vielfach durchbrochen und eine Brücke zwischen den Kulturen gebaut werden.


Quellen:
Fatma Karacakurtoglu (1. Vorsitzende ToH e.V.); Telefoninterview

https://www.trainofhope-do.de/der-verein/ (24.04.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=lDdzG2mNHlY (24.04.2020)

Diverse Artikel + Autoren: https://www.nordstadtblogger.de/?s=train+of+hope

https://www.br.de/nachrichten/bayern/passau-bewaeltigt-schwierige-situation-am-bahnhof,74rkadtm74vkad1q6gwkae1k6cv0 (30.04.2020)